Den zweiten Sieg in Folge haben die Viersener Hockeyherren zum Abschluss der Hinrunde beim Düsseldorfer SC 2 eingefahren und beenden die Hinserie damit auf dem vierten Tabellenplatz der 2. Verbandsliga Gruppe B. Dabei sah es lange Zeit nicht danach aus, dass die Gäste aus dem Grenzland Punkte aus der Landeshauptstadt mitnehmen würden, erst in hektischen letzten Minuten des Spiels drehten die Gäste einen 4:3-Rückstand in einen 5:6-Auswärtserfolg. Matchwinner war Matthias Jansen mit drei Toren, darunter dem goldenen zum 5:6 in der 58. Minute.
Dabei hätte es gar nicht so spannend sein müssen. Viersen begann höchstkonzentriert, agierte zielstrebig, geduldig, mit hoher Intensität in den Pässen und den Zweikämpfen und bestimmte somit klar die Partie. Der VTHC erspielte sich Chance um Chance, nutzte aber keine davon. Entweder schoss man den Torwart warm, nach gutem Angriff neben das Tor oder an den Torrahmen. So reichte dem Gastgeber eine Unaufmerksamkeit im Viersener Block, der eiskalt zur unverdienten 1:0-Führung nach 15 Minuten genutzt wurde.
Im zweiten Viertel dann ein identisches Bild: das Spiel geht nahezu nur auf ein Tor, seltene Entlastungsangriffe rollen in Richtung des Viersener Schusskreises, Torschüsse entspringen daraus noch seltener. Doch es dauerte bis drei Minuten vor der Halbzeitpause, ehe Linus Tweer die vierte Strafecke der Gäste zum erlösenden 1:1-Ausgleichstreffer nutzen konnte.
Dieser Spielstand hielt aber nicht lange, quasi im direkten Gegenzug wurde die zweite Lücke im ansonsten sehr sicher stehenden Viersener Abwehrbollwerk eiskalt zum 2:1 für Düsseldorf ausgenutzt. Bitter für den VTHC: wenige Momente vor dem 2:1 erhielt man eine Strafecke zugesprochen, die auf der Linie noch vom Düsseldorfer Verteidiger wohl unter Zuhilfenahme des Körpers herausgekratzt wurde, der Siebenmeterpfiff wurde aber nach Beratung der Unparteiischen zurückgenommen.
2:1 zur Halbzeitpause, wahrhaftig nicht das gewünschte Resultat, vor allem keines, das den Spielverlauf auch nur annähernd widerspiegeln würde. Das dritte Viertel wurde dann zerfahrener, auf einmal wollte der DSC auch mitspielen. Dadurch öffneten sich nun – auf beiden Seiten, da auch Viersen etwas den Faden verlor – Räume. Es blieb eng, umkämpft, wurde zunehmend hitzig. Matthias Jansen glich per Strafecke aus, auf der Gegenseite legte der DSC ebenfalls per Strafecke wieder vor, ehe Linus Tweer wiederum nach Strafecke per Stechervariante erneut ausglich. 3:3 kurz vor der letzten Unterbrechung, aber dank eines traumhaften Rückhandschusses Sekunden vor der Sirene gingen die Landeshauptstädter mit 4:3 in den letzten Abschnitt.
Es blieb in diesem bei dem intensiven, hektischen, zunehmend zerfahrenen Spiel. Mit jeder Sekunde, Minute mehr erhöht sich der Druck auf den VTHC, die aber weniger als noch in der ersten Hälfte zustande bringen können. Bestimmt auch aufgrund der breiteren Auswechselbank (drei Viersener Ersatzspieler stehen sechs auf Seiten der Düsseldorfer gegenüber) steht das Laktat zunehmend in den Beinen, während der DSC immer wieder noch konzentriert die Bälle wegverteidigen kann.
Dann aber sind es zwei Einzelaktionen, die den VTHC erstmals in Führung bringen: zuerst nutzt Jansen einen Freischlag im Raum vor dem Schusskreis der Düsseldorfer clever per Selfpass, erkennt, dass der Weg zum Kreis frei ist und gleicht per Schlenzer in das lange Eck zum 4:4 aus. Dann ist es erneut Tweer, der in der Abwehr den Ball erobert, das Feld überbrückt, sich dann eigentlich im Kreis festläuft, aber den Ball irgendwie (in alter Ernst Kuzorra Manier: ich wusste nicht wohin, also einfach reingeschossen) an zwei Brettern vorbei in das Tor schießt.
4:5 für den VTHC wenige Minuten vor Schluss. Aber Düsseldorf hat auch noch einen im Köcher, wieder per Strafecke gleicht der Gastgeber aus. Jansen schnappt sich im Anschluss den Ball beim Anstoß, dringt alleine in den Schusskreis ein und bekommt eine umstrittene Strafecke zugesprochen. Nach minutenlangen Diskussionen werden zwei Düsseldorfer, darunter der Torhüter, mit einer grünen Karte vom Platz gestellt, das Tor ist also leer. Jansen nutzt diese Gelegenheit mit viel Glück aus, der Ball senkt sich zum 5:6 in die Maschen, zwei Minuten vor Abpfiff.
Doch noch ist nicht Schluss, der DSC überbrückt die eine Minute lange doppelte Unterzahl gut und bringt nach Ablauf der Strafzeit zwei Feldspieler auf den Platz, spielt die letzte Minute mit sechs Feldspielern. Und bekommt noch einmal seine Chancen, gleich zweimal rauscht der Ball gefährlich quer durch den Viersener Schusskreis, aber es gelingt kein gefährlicher Abschluss mehr. Mit 5:6 gewinnt der VTHC diesen packenden Krimi in buchstäblich letzter Minute.
Manche aufmerksamen Leser mögen sich an das Spiel der Herren aus der Hallensaison 2021/22 beim Düsseldorfer SC erinnert gefühlt haben, das sehr ähnlich verlief: eine dominante Viersener Mannschaft in der ersten Hälfte verpasst seine Torchancen, nur um in der Schlussphase noch den Sieg per Strafecke und Überzahl zu erringen. Manchmal wiederholt sich ironischerweise die Geschichte.
Für die Viersener Hockeyherren bedeutet dieser zweite Sieg in Folge wichtige drei Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. In der kommenden Woche geht es zum Rückrundenauftakt gegen den Spitzenreiter aus Neuss. Anpfiff ist in der Quiriniusstadt um 15 Uhr.