Hockey: Eine Derbyniederlage der Herren, die sich wie ein Sieg anfühlt

Selten kann eine Mannschaft sich nach einer unglücklichen Derbyniederlage besser fühlen als die Hockeyherren des VTHC nach der 4:5 (3:1)-Niederlage am heutigen Sonntagmorgen gegen den Tabellenführer Gladbacher HTC 2. Nicht nur bescherte man dem GHTC das erste (und dann gleich vier) Gegentor der Saison, auch führte man bis weit in das letzte Viertel, ehe die konditionellen Reserven klar nachließen und die individuelle Klasse sich auszahlte.

 

Die Favoritenrolle war wohl am klarsten verteilt wie sonst nie vor dem Spiel: auf der einen Seite die Gastgeber, die bisher nur einen Punkt erspielt hatten und klar um den Klassenerhalt spielen, auf der Gegenseite der bisher verlustpunkt- und gegentorfreie GHTC 2, die mit 26 Toren aus drei Spielen (und null Gegentoren) angereist waren, deren Kader mit einigen erfahrenen und talentierten Spielern aus dem Trainingskader der Bundesligamannschaft verstärkt ist und für die alles andere als ein Aufstieg am Ende der Saison eine herbe Enttäuschung wäre.

 

Doch die eigentlich klar unterlegenen Viersener hatten sich exzellent auf diese Begegnung eingestellt: von Beginn an defensiv stehend, clever verteidigend, in den Zweikämpfen bestimmend und damit den Gegner entnervend waren Sie damit zwar nicht die bessere Mannschaft, aber die ein Stück weit dominantere. Gladbach kam zu keinem vernünftigen Abschluss im ersten Viertel. Und auf der Gegenseite klingelte es gleich mehrfach im Netz: nach wenigen Momenten zog Viersen eine Strafecke, die unkonventionell auf die linke Ablage direkt herausgegeben wurde, der dort stehende Matthias Jansen brachte den Ball flach in Richtung langer Pfosten, wo Tim Eichstädt den Ball zum 1:0 über die Linie drückte.

 

Und Viersen blieb dran, Max Mönch traf wenig später, nachdem er auf die Reise geschickt wurde, im 1:1 gegen den Gladbacher Keeper zum 2:0, Carsten Schütz verwertete einen Strafeckenabpraller zum 3:0 – Gladbach war der Schock sichtbar anzusehen und rettete sich in die Viertelpause. Doch auch im zweiten Viertel wollte noch nichts wirklich geschehen, Vincenzo Parasiliti im Viersener Tor hatte kaum Ballkontakte oder gefährliche Szenen. Wie schon die ganze Saison über, stand die Abwehr sicher und stabil und verhinderte so mögliche Abschlüsse.

 

Doch alles konnte auch nicht verhindert werden, per Strafecke brachte sich der Favorit aus der Nachbarstadt zum 3:1 auf die imaginäre Anzeigetafel. Aber mehr passierte bis zur Pause bei schwülwarmen Spätsommerwetter nicht, Viersen hielt den Angriffswellen der Gladbacher stand und verstand es sehr gut, den Gegner sichtbar zu entnerven und zu frustrieren.

 

Viersen hatte einen exzellenten Start in die zweite Halbzeit, Jansen behauptete einen langen Ball gut auf der rechten Seite, fand im Schusskreis Mönch, der aus der Distanz per Flachschlenzer unten links das 4:1 markierte. Die Vorentscheidung? Mitnichten, waren doch gerade erst ein paar Augenblicke der zweiten Hälfte gespielt. Und so langsam merkte man dem VTHC an, dass die Körner nachließen. Es häuften sich die technischen Fehler, nicht jeder Meter wurde mehr konzentriert nach hinten gearbeitet, immer wieder kam man nun in den Zweikämpfen den entscheidenden Moment zu spät – aber Gladbach konnte dies nicht ausnutzen. Noch nicht. Lediglich eine Strafecke konnte man glücklich verwandeln, auf der Linie wurde Luca Platzer unglücklich halbhoch angeschossen und der Ball sprang in das Tor. Mit 4:2 ging es in die letzte Viertelpause.


Die Marschrichtung war klar für die letzten fünfzehn Minuten: kontrolliertes Spiel hinten raus, keine einfachen Geschenke verteilen, keine Fehler im Aufbau und im eigenen Kreis geschickt und umsichtig verteidigen. Doch diese Pause tat dem VTHC nicht gut, die vorher exzellente Kommunikation auf dem Platz und von der Bank aus, die dauerhaft eigene Aktionen lobte, gewonnene Zweikämpfe, Bälle, Einschläge, Pfiffe bejubelte, brach abrupt ab. Dies merkte man den Spielern an – und zwar beider Teams: die einen schöpften daraus keine Kraft mehr, die anderen daraus Motivation, dass hier noch was gehen könnte.

 

Innerhalb weniger Minuten drehte Gladbach nun das Spiel. Zuerst eine platziert geschossene Strafecke, dann zwei tolle Einzelaktionen, auf einmal stand es 4:5. Für ein letztes Aufbäumen fehlte die Kraft, aber auch kassierte man kein Gegentor mehr. Beiden Teams war die Anstrengung anzusehen, im letzten Viertel kontrollierte der GHTC nun – wie man es eigentlich schon das ganze Spiel erwartet hatte – die Partie.

 

Letzten Endes können die Herren dennoch stolz auf sich sein, dem klaren Aufstiegsfavoriten so lange einen harten Kampf geliefert zu haben – und auch die deutliche Führung war nur Resultat einer aufopferungsvoll kämpfenden und offensiv absolut abgezockt agierenden Mannschaft. Dieses Spiel war die beste Leistung der Hockeyherren im gesamten Kalenderjahr und eine der besten Leistungen der vergangenen Jahre, die in Viersen geboten wurden.

 

Darauf heißt es aufbauen, es geht am kommenden Wochenende in gleich zwei Partien: am Freitagabend gastiert man um 20:30 Uhr beim THC Bergisch Gladbach 2, am Sonntagmorgen gastiert der Düsseldorfer SD 3 um 10 Uhr in Viersen.