Dieser Punktgewinn war wohl eher nicht eingeplant: zum Saisonauftakt haben die Viersener Hockeydamen gegen den Absteiger vom Düsseldorfer SD 3 einen überraschenden Punktgewinn beim 1:1 (0:0) gefeiert. Johanna Niemann sorgte kurz vor Abpfiff für die Überraschung.
Die Rollenverteilung war klar: der DSD war der klare Favorit, als Oberligaabsteiger mit dem breiteren Kader, während Viersen auf mehrere Stammkräfte aus verschiedensten Gründen verzichten musste. Und so begann auch das Spiel: Düsseldorf drückte, drängte, spielte schnell und zielstrebig, Viersen suchte seine Chancen über schnelles, direktes Spiel in die Spitze, v.a. bei Kontern. Gleich drei Strafecken und eine zweiminütige Unterzahlsituation mussten die Viersener Damen im ersten Viertel überstehen, die Abschlüsse vom DSD waren aber zu ungenau, um das Viersener Tor zu gefährden. Lena Froneberg hatte kurz vor der Pause nach Steilpass von Hannah Mäurer die erste Szene der Viersenerinnen, aber auch hier ging der Ball neben das Tor.
Das zweite Viertel war dann etwas weniger hektisch, ruhiger, aber an der grundsätzlichen Spielrichtung änderte sich nur wenig: Düsseldorf bestimmte, Viersen kam selten hinten raus. Trotz vieler guter Schnittstellenpässe fehlte die Energie zum Tor, sodass gute Angriffe immer wieder knapp hinter der Mittellinie versandeten. Aber auch der DSD kam kaum gefährlich zum Tor der Viersenerinnen, sodass Victoria Otto im selbigen einen einigermaßen ruhigen Sonntagmittag erlebte. Das 0:0 zur Pause war zwar schmeichelhaft, aber gleichzeitig auch nur konsequentes Resultat der ersten Hälfte.
Doch es war eigentlich klar, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis der DSD in Führung gehen würde. Auch wenn der VTHC zu Beginn von Hälfte zwei etwas besser auftrat, waren gerade die konditionellen Nachteile bei der Wärme klar zu erkennen. Viersen lief nur hinterher, Düsseldorf bestimmte das Spiel, hatte aber weiter Abschlusspech sowie mit einer – ebenso wie Otto in der ersten Hälfte – sehr gut aufgelegten Nomita Selder zu kämpfen, die nach dem Seitenwechsel das Viersener Tor hütete und einige gute Aktionen zeigte.
Doch auch Sie war machtlos, als am Schusskreisrand eine Stürmerin zu viel Platz bekam und sehenswert platziert unten links per argentinischer Rückhand zum 0:1 einschoss. Brächen nun alle Dämme? Zumindest schien es so, Viersen stolperte durch das restliche dritte Viertel, kam teilweise kaum noch aus dem eigenen Viertel heraus, fing sich Strafecke um Strafecke – aber alles ohne Schaden, es blieb beim 0:1 für die Gästinnen aus der Landeshauptstadt.
Im letzten Abschnitt hatte der VTHC wieder zu Beginn eine gute Gelegenheit, Mali Nilles trug den Ball über rechts gut in den Schusskreis, fand dort aber keine Mitspielerin. Viersens Angriffshockey bestand nur aus Kick and Rush – langer Ball, meisten per Schlag, aus der Abwehr in die Tiefe und dann auf Stockfehler hoffen. Johanna Niemann nach klugem Ball von Jane Worm mit der Rückhand, Steffi Kratzenberg nach einer seltenen Kombination, alles ohne Erfolg. Diese Angriffe brachten immer wieder notwendige Entlastung für die Abwehr, welche dringend nötig war, da diese immer wieder in höchster Not klären musste. Kaum kam Düsseldorf in den Viersener Schusskreis, gab es entweder eine gefährliche Szene oder eine Strafecke – aber weiter alles ohne Ertrag.
Viersen gab sich aber nicht auf, hoffte weiter auf den Lucky Punch – und der kam. Düsseldorf stand etwas tiefer, baute aus der Abwehr auf, da fing Viersen den Ball ab, Marie Maaßen drang Richtung Kreis, schickte Niemann auf links, die im Fallen per Schrubber über die herausstürzende Keeperin zum viel umjubelten 1:1-Ausgleich traf.
Freudengeschrei auf der einen Seite, konsternierte Gesichter auf der anderen Seite. Doch noch waren 80 Sekunden zu spielen – aber Viersen warf nochmal alles in die Waagschale, verteidigte hochkonzentriert ohne Stockfoul oder technischen Fehler und schaffte es so, trotz mehrerer Kreiseintritte sowie zweier brandgefährlicher Szenen das Unentschieden über die Zeit zu retten.
Letzten Endes mag der Punkt sich gerade für den DSD 3 anfühlen wie eine Niederlage, war man das ganze Spiel über die klar bessere Mannschaft. Über die Chancenverteilung, da Chancenplus muss man gar nicht sprechen – aber am Ende zählt es im Hockey, wer wieviel aus seinen Chancen macht. Und Viersen hatte vielleicht nur diese eine richtig gute Chance, evtl. noch eine weitere, machte daraus aber genauso viele Tore wie der DSD aus massig Abschlüssen.
Wie bei den Herren ist am kommenden Wochenende aufgrund der Hockey-EM spielfrei, für die Damen geht es am 03.09.2023 weiter im Lokalderby beim Crefelder SV. Anschlag in der Seidenstadt ist um 16 Uhr.