Hockey: Aufholjagd der 1. Herren wird nicht belohnt.

Das erste Hallenspiel der Viersener Hockeyherren ist gespielt – und was für eins: gegen die zweite Mannschaft des HC Velbert lagen die Herren erst mit vier Toren hinten, ehe man sich in der zweiten Hälfte Stück für Stück heranrobbte, zweimal den Ausgleich schoss – und dann doch mit der Schlussstrafecke verliert.

Dabei war die Ausgangslage nicht besonders positiv: gleich fünf Stammkräfte aus der letzten Hallensaison fehlten bei den Gastgebern aus Viersen im Aufgebot, den nur drei Wechselspielern boten die Gäste aus dem Bergischen Land gleich fünf Feld- sowie einen Ersatztorwart auf. Und den Vorteil, dass Velbert deutlich eingespielter in die Partie ging: nachdem die ersten Minuten von gegenseitigem Abtasten geprägt waren, geriet der VTHC mit dem ersten Torschuss in Rückstand. Dann brachen – ohne ersichtlichen Grund – alle Dämme: innerhalb von wenigen Sekunden schraubten die Gäste den Spielstand auf 0:4 hoch. Zuschauer wie Spieler guckten gleich sprachlos drein.

Max Mönch erzielt das erste Tor der Saison für den VTHC mit der ersten guten Offensivaktion– doch da hatte man schon vier Tore sich eingefangen. Dennoch der Beginn einer beeindruckenden Aufholjagd

Doch Viersen gab sich nicht auf, Max Mönch umkurvte nach klugem Schnittstellenpass den Velberter Torwart und verkürzt auf 1:4. Danach verlor das Spiel etwas an Präzision in den beiden Schusskreisen. Es wogte hin und her, aber ohne echte Torszenen. Mit 1:4 ging es in die erste Viertelpause. Aus dieser kam Viersen besser – doch kassierte ein unglückliches Gegentor nach wenigen Sekunden. 1:5. Das Spiel schien gelaufen, man befürchtet schon ein Schützenfest. Doch nun wurden die Viersener besser.

Endlich kam Biss auf Seiten des VTHC in die Partie. In der Defensive stand der Block besser, die Zweikämpfe wurden besser angenommen und intelligenter geführt. Und offensiv ließ man den Ball gut zirkulieren, behauptete sich in den Zweikämpfen – kam aber nicht gut in den Schusskreis. Paraden musste der Velberter Schlussmann keine zeigen. Das 1:5 stand auch zum Pausentee noch auf der Anzeigetafel, das Spiel war aber offener, als es der Spielstand glauben ließ.

Luca Platzer (im Vordergrund) und Matthias Jansen (links) an der Bande im Zweikampf. Mit zunehmender Spielzeit wurde der VTHC immer griffiger und abgezockter in den Zweikämpfen und riss so Velbert das Spiel aus der Hand

Die zweite Hälfte begann und Viersen zeigte ein komplett anderes, ausgetauschtes Bild: man war aggressiv, mutig, spielte mit Herz und Verstand sein bestes Hockey. Luca Platzer verkürzte nach zwei Minuten nach Ballgewinn an der Mittellinie und Alleingang cool per Rückhand auf 2:5, Linus Tweer wenig später ebenfalls nach Ballgewinn und Solo auf 3:5. Und Velbert wackelte nun zusehends. Die Stimmung kippte, mit jeder gelungenen Aktion wurde Viersen selbstbewusster. Die letzte Viertelpause brachte dabei keinen Abbruch. Jeder Viersener spürte nun, dass doch noch etwas ging in der Partie – die man eigentlich schon verloren glaubte. Dabei hatte man aber auch Glück, dass das vermeintliche 3:6 Sekunden vor dem letzten Pausenpfiff wegen eines hohen Rückpasses nicht gewertet wurde.

Dass das Spiel kippte, zeigte niemand besser als Matthias Jansen, der sich im vierten Viertel nach einem Freischlag am Velberter Kreis durch vier Gegenspieler durchmogelte und auf 4:5 stellte. Die Halle war da – und mit der zweiten Strafecke für den VTHC gleicht Daniel Klingohr dank schöner Körpertäuschung aus. 5:5. Viersen ist wieder da in der Partie. Doch Velbert bekommt auch eine Strafecke zugesprochen. Die erste läuft Tweer zwar ab, fällt aber für den Rest des Spieles aus, da er den Ball gegen den Knöchel bekommt und nicht mehr laufen kann. Die Folgestrafecke sitzt dann – 5:6.

 

Doppelpacker Matthias Jansen – hier vor dem 4:5. Zwei technisch sehr anspruchsvolle Tore zu wichtigen Zeitpunkten stellten erneut seinen Wert als Kreativ- und Zielspieler unter Beweis.

Aber auch dies ist kein Nackenschlag für den VTHC. Man kämpft weiter, ist griffig und aktiv und kann erneut ausgleichen: Mönch gewinnt den Ball rechts, führt den Konter an, legt vor der Grundlinie quer und findet in der Mitte Jansen, der technisch sehr anspruchsvoll den Ball unter Druck den Ball über den Keeper chippt zum 6:6. Die letzten Minuten werden zum Krimi: beide Mannschaften wollten nicht als Verlierer den Platz verlassen, Velbert hatte aber die konditionellen Vorteile. Bei Viersen merkte man, dass die Energie etwas nachließ. Doch die Abwehr stand sicher. Die Zeit tickte herunter, fünf Minuten, vier, zweieinhalb, 100 Sekunden noch. Weiter 6:6. Vielleicht holt man doch noch einen Punkt? Mit jeder Sekunde wird diese Möglichkeit realistischer, doch 20 Sekunden vor Ende bekommt Velbert noch eine Strafecke zugesprochen. Die Zeit läuft ab, Schlussstrafecke. Und Velbert verwandelt, unten links aus Sicht des Schützen schlägt der Ball ein. Auf der einen Seite Velberter Jubelarien, deprimierte Viersener auf der anderen Seite.

Doch vorzuwerfen hat die Mannschaft sich nichts: nach dem verkorksten ersten Viertel kämpfte man sich in die Partie und war in der Gesamtbetrachtung mindestens auf Augenhöhe, in der zweiten Halbzeit die klar bessere Mannschaft. Doch das Glück – und die personellen Kapazitäten – waren heute nicht auf Seite des VTHC.

Der Frust über die Niederlage in letzter Sekunde ist dem Team anzusehen – aber vorzuwerfen hat sich keiner etwas.

Das nächste Punktspiel steht am kommenden Samstag um 18:00 Uhr beim Aufsteiger aus der 3. Verbandsliga vom Düsseldorfer SD 4 an. Am Donnerstag davor findet noch ein Testspiel gegen den Lokalrivalen vom Crefelder SV in Viersen statt.

Alle Fotos: Bianca Fleuth