Als der Viersener THC Mitte Februar vom DHB die Zusage bekam, dass man drei Spiele des Osterturniers der weiblichen U21-Nationalmannschaft austragen soll, war die Freude verständlicherweise groß. Gäste bei diesem Turnier sollten die USA und Großbritannien sein. Obwohl man immer wieder starke Jugendmannschaften hervorbringen kann, sind Länderspiele doch etwas ganz besonderes. Schnell wurde ein Organisationskomitee gebildet, Aufgaben wurden verteilt, die Werbetrommel gerührt etc. Kurz gesagt, alle Räder im Planungsstab liefen auf Hochtouren. Der Verein zur Förderung des Hockeysportes in Viersen e.V., kurz Förderverein, wurde eingespannt, schließlich hat man nicht oft die Chance, den Hockeysport in Viersen so zu präsentieren.
Je näher das Osterwochenende rückte, desto nervöser wurden alle. Hat man an alles gedacht? Sind alle E-Mails richtig verstanden worden? Haben alle den Zeitplan vor Augen? Sind die Nationalmannschaften richtig informiert in puncto Trainingszeiten oder Spieltermine? Erst als die USA am Nachmittag des Gründonnerstag zum ersten Training kamen und es keinerlei Probleme gab, lösten sich die ersten Wolken auf und spätestens am Ostersamstag war auf allen Mienen ein Lächeln zu finden. Gerade das sehr schöne Wetter – an keinem Tag sollte es unter 25 Grad werden, der Himmel war stets wolkenfrei – ließ auf einen ebenso tollen Ablauf hoffen.
Nach kurzen Reden vom 1. Vorsitzenden Heino Müllers, vom Vorstand der Viersener Sparkassenstiftung und vom ersten stellvertretenden Bürgermeister Hans-Willy Bouren – unter anderem wurde die Flutlichtanlage offiziell eingeweiht, dem Kunstrasenplatz zum 10. Geburtstag gratuliert – ging es am Samstagnachmittag um 17:00 Uhr – endlich – los mit den Spielen, Deutschland eröffnete das Turnier mit einem Spiel gegen die USA
Diese kamen vor den rund 270 Zuschauern besser in Spiel, standen gut in der Defensive und konnten in der fünften und dreizehnten Minute sich gute Chancen erspielen, aber Mali Wichmann im deutschen Kasten hielt zweimal. Das deutsche Team brauchte ein paar Minuten, um in das Spiel zu kommen; man kam erst in der zehnten Minute gefährlich vor den amerikanischen Kasten, scheiterte aber noch. So kam die Viertelpause (Länderspiele werden mit einer Spielzeit von 4×15 Minuten ausgetragen) ganz recht, es hieß nach den ersten 15 Minuten noch 0:0.
Im zweiten Viertel übernahm das deutsche Team nach und nach die Spielkontrolle, man schnürte die USA in der eigenen Hälfte ein und kam nach schön gespieltem Konter zur ersten klaren Chance, Inma Hofmeister scheiterte aber an der Torhüterin (19. Minute). Eine Minute später schlug Philin Bolle den Ball aus zentraler Position aus rund dreißig Metern hart vor das amerikanische Tor, Lisa Nolte lief sich geschickt frei und traf per schönem Stecher zur verdienten Führung.
Die USA antworteten mit zwei Strafecken, die jedoch beide wirkungslos blieben. Im Konter der zweiten Ecke konnte Maren Kiefer die erste Strafecke für das deutsche Team holen. Diese wurde zwar verstoppt, Stine Kurz traf aber mit einem harten Schlag ins linke untere Eck zum 2:0. Dies schien Deutschland gutzutun, man lief nun die Gäste früh an, zwang sie immer wieder zu Fehlern und kontrollierte das Spiel gut. Anderthalb Minuten vor der Pause kamen die USA nach einem Weltklassesolo von der Nummer 9 heran, die links an der Mittellinie den Ball bekam, vier Deutsche austanzte und auch Wichmann umspielte. Doch im Gegenzug holte man sich noch eine Strafecke, die aber ungenutzt blieb. Somit ging es mit einer 2:1 Führung für Deutschland in die Halbzeit
Aus diese kam der Gastgeber sehr dominant: Emma Boermans traf nach wenigen Sekunden zum 3:1, der US-Kreis wurde regelrecht belagert. Trotz zweimaliger Unterzahl nach zwei grünen Karten blieb Deutschland die bestimmende Mannschaft. Kurz mit schöner Strafeckenvariante und Carlotta Pahlke nach klasser Einzelleistung von Pia Maertens erhöhten auf 5:1, ehe in der 43. Minute die USA wieder ein Lebenszeichen von sich gaben, der Abschluss ging aber ein gutes Stück am Tor vorbei. So konnte das deutsche Team nochmal nachlegen, Hofmeister traf nach gutem Pressing durch die Beine der Torhüterin zum 6:1. Mit diesem Zwischenstand ging es auch in die letzte Pause.
Im letzten Spielviertel blieb Deutschland sehr dominant, der Ball zirkulierte gut in den Reihen, immer wieder tauchte man gefährlich im gegnerischen Kreis auf, ließ aber die letzte Konzentration genauso oft vermissen. Pia Maertens kam zweimal zu guten Möglichkeiten, ebenso Stine Kurz nach Strafecke, aber immer wieder rauschte der Ball knapp neben den Kasten. Die USA hingegen konnten nur wenige Male die Mittellinie überqueren und waren eigentlich die gesamte zweite Hälfte ohne echte Torchance. Dennoch kamen sie in der 57. Minute zum 6:2, als dem deutschen Mittelfeld ein Stockfehler unterlief und die Nummer 9 nach langem Ball cool vor Mali Wichmann blieb.
Dennoch zeigten die Deutschen gerade in der zweiten Hälfte sehr ansprechendes Hockey und beeindruckten die Zuschauer immer wieder mit tollen Kombinationen.
Am Ostersonntag ging es weiter mit dem Turnier, diesmal aber ohne deutsche Beteiligung: Großbritannien und die USA trafen aufeinander. Trotz des hohen Feiertages und der Anstoßzeit von 15 Uhr fanden sich rund 140 Hockeybegeisterte auf der Anlage des VTHC ein. Die Zuschauer sahen im ersten Viertel ein schnelles und sehr laufintensives Spiel beider Teams. Gerade die USA liefen jedem Ball hinterher, der auf dem Feld rollte, die Britinnen wirkten davon etwas verunsichert in ihrer Offensive. Klare Chancen ließen aber auf sich warten, beide Abwehrreihen standen sicher und verhinderten große Möglichkeiten. Das Spiel flaute nach der schnellen Anfangsphase etwas ab, sodass es etwas zerfahren aussah
Erst in der 19. Minute kamen die Britinnen, die ein starkes zweites Viertel hinlegten, zum ersten Abschluss der Partie, der aber abgewehrt wurde. Mitte des zweiten Viertels erspielten sich die Gäste von der Insel zwei Strafecken, die beide vergeben wurden. Eine Strafecke aber kurz vor der Pause nutzten diese aber zur – durchaus verdienten – Führung. Ein Schrubber von der Nummer 10 ging durch Freund und Feind hindurch, der amerikanischen Torhüterin war das Sichtfeld versperrt, sodass es flach halblinks klingelte. Bis zur Pause gab es nichts nennenswertes mehr
Nach der Halbzeit bestimmten die USA das Spiel. Drei Minuten waren gespielt, da kamen sie zur ersten Strafecke, die aber nicht genutzt wurde. Doch sie blieben dran, schnürten den Gegner ein, erspielten sich aber kaum gute Chancen. Erst kurz vor der Viertelpause folgte eine schnelle Abfolge von Chancen, erst konnten die Britinnen zweimal klären, dann klatschte der Ball nach einer Strafecke nur an den Pfosten. Der Ausgleich wäre mittlerweile verdient, wollte aber partout nicht fallen.
Das letzte Viertel sollte dann dramatisch werden. Zu Beginn kassierten die USA eine grüne Karte, blieben aber weiter offensiv. In der 50. Minute wurde ein schöner Stecher ebenso schön gehalten, dann verpasste eine Amerikanerin nach einer Strafeckenvariante nur knapp am langen Pfosten. Vier Minuten später grüne Karte für die Gäste von der Insel, die überstehen die Unterzahl aber gut und werden selber wieder offensiv. Mit der ersten Chance nach der Halbzeit erspielen sie sich eine Strafecke, die an den Pfosten knallt. Nur eine knappe Minute später dann 7m Großbritannien nach einer Strafecke wird der Ball mit dem Fuß auf der Linie gestoppt. Alle scheinen sich damit abgefunden zu haben, dass das Spiel durch ist, aber auch die Britin. Der Ball geht nur an den rechten Pfosten, die Torhüterin liegt geschlagen im anderen Eck. Die USA nehmen danach den Keeper raus, werfen nochmal alles nach vorne und belohnen sich mit einer Strafecke. Der Ball kommt heraus, wird verstoppt, dann auf das rechte untere Ecke geschossen, dann bleibt er kurz dort und wird dann geklärt. Alle, die es mit den Amerikanerinnen halten, reklamieren Siebenmeter, anscheinend erneuter Fuß. Diesmal bleibt aber die Pfeife stumm, Abpfiff
Es bleibt ein hochspannendes Spiel zurück, gerade in der zweiten Hälfte zeigten die USA eine stark verbesserte Leistung gegenüber dem Tage zuvor. Aber die Britinnen haben eine klasse Defensivleistung gezeigt und hatten auch das notwendige Quäntchen Glück, das man immer braucht in engen Spielen
Nachdem die ersten beiden Tage schon tolles Hockey zeigten und ein tolles Ambiente boten, sollte der Ostermontag dies nochmal überbieten. Nachdem als Appetizer am Vormittag der VTHC ein vereinsinternes Mixed-Turnier veranstaltete, bei dem alle Teilnehmer – Eltern wie Kinder – sichtlich viel Spaß hatten, stand zur Mittagszeit das Spiel Deutschland – Großbritannien an. Ein Leckerbissen? Genau das sollte es werden
Nach und nach füllte sich die Anlage, an der Getränkeausgabe und an der Speisetheke war reger Andrang. Die zahlreichen Helfer hatten alle Hände voll zu tun. Genaue Zahlen existieren nicht, vermutlich aber bis zu 400 Menschen drängten sich um 15 Uhr auf die Kunstrasenanlage des Viersener THC, um das Länderspiel Deutschland – Großbritannien zu verfolgen
Die Hymnen waren noch nicht ganz verklungen, da hatten die Deutschen schon die ersten Chancen, doch weder Aina Kresken noch Carlotta Pahlke konnten zur frühen Führung einloggen. Deutschland nahm die Spielkontrolle an sich, drückte die Britinnen hinten rein, kam aber kaum zu Chancen. Beide Teams vergaben im ersten Viertel eine Strafecke, hinten konnte sich Selina Müller im Tor auszeichnen, vorne war die britische Abwehr zu schnell für den Schlag von Philin Bolle. Konnten die Gäste im ersten Viertel noch Entlastungsangriffe fahren, so waren sie im zweiten gefühlt kein einziges Mal über der Mittellinie. Die deutsche Mannschaft verpasste aber eine verdiente Führung. Kresken verpasste nach schönem Angriff über links nur knapp (19. Minute), ehe Naomi Heyn keine zwei Minuten später nach toller Einzelleitung auf der linken Seite am Torwart scheiterte. Aber mit der Zeit kam eine leichte Nervosität in das Spiel, gerade das fehlende eigene Tor nagte sichtbar am Team. Mit einem schmeichelhaften 0:0 für beide Teams ging es in die Halbzeit.
Der zweite Durchgang schloss nahtlos an das Bild aus dem ersten an: Deutschland am Drücker, aber offensiv etwas planlos; der Gast hinten sehr stabil, sehr ruhig, aber offensiv nonexistent. Erst nach einigen Minuten gab es das nächste Ausrufezeichen: Heyn konnte sich in der Hundekurve stark durchsetzen, fand aber in der englischen Keeperin ihre Meisterin. Aina Lilly Kresken traf aus einem Gewühl heraus nur die Schienen, ehe Charlotte Gerstenhöfer kurz vor der Viertelpause den Ball in den Ballfangzaun schoss. Dann nochmal kurze Pause, nach drei Vierteln immer noch 0:0 in diesem hochspannenden Spiel.
Das deutsche Team war auch im letzten Viertel die bessere Mannschaft, ließ den Ball lange und gut laufen, kam aber kaum gefährlich in den Kreis. Immer wieder konnte ein Britin einen Schläger dazwischen halten, immer wieder kam der tödliche Pass zu ungenau. In der 50. Minute dann wieder Strafecke Deutschland, die verstoppt wird, aber Stine Kurz schießt argentinisch auf das Tor, der Ballt landet im Netz, das Tor zählt aber zurecht nicht. Während man sich vorne noch ärgert, läuft schon der Konter, aber Müller im deutschen Tor hält das Team im Spiel. Wiederum im Gegenzug steht auf einmal Maren Kiefer völlig frei im Kreis, dreizehn Meter zentral vor dem Tor, doch ihr argentinische Rückhand rauscht knapp am linken Winkel vorbei.
Eine Minute später plötzlich ein Konzentrationsfehler im deutschen Aufbau, Großbritannien läuft mit zwei Stürmerinnen den Gegenkonter, der Ball kullert abgefälscht in den Kreis, Selina Müller kommt heraus, die Britin haut ihren Schlag halb in den Boden, aber der Ball rollt an der deutschen Keeperin vorbei in das untere rechte Eck. Da ist die Führung für den Gast mit dem dritten Schuss auf das Tor im ganzen Spiel. Doch noch ist das Spiel nicht vorbei, noch sind fünf Minuten. Müller muss einem elften Feldspieler weichen, Deutschland will unbedingt wenigsten einen Punkt. Doch der Schock des Gegentores sitzt tief, einfache Pässe kommen zu ungenau, gleichzeitig verteidigen die Gäste den eigenen Kreis mit Mann und Maus. Dann Schlusspfiff, Deutschland verliert dieses Spiel nach drückender Überlegenheit, Großbritannien zeigt sich in der zweiten Hälfte offensiv kaltschnäuzig, hat aber dieses Spiel durch ihre ganz starke Defensive gewonnen.
Nach dem Spiel, dem schönen Ausklingen des Tages und dem Abbauen bleiben folgende Dinge hängen:
Zuerst einmal ein Dank an den DHB, der dem Verein stets ein kompetenter Ansprechpartner war. Alle Probleme, die im Vorfeld aufgetreten sind, wurden schnell und kompetent gelöst.
Viersen als Austragungsort von Länderspielen hat sich in den Jahren zuvor bewährt und hat sich auch dieses mal bewährt. Alle Stimmen aus dem Lager der Teams bezeugten, dass man sich wohl gefühlt hat. Wir stehen als Verein immer zur Verfügung, lieber DHB.
Der größte Dank von allen geht aber an alle Helfer, egal ob groß, klein, alt, jung. Egal, ob ihr mal nur eine Kiste Wasser getragen habt, mal kurz ein paar Crepes oder Bratwürste gemacht habt oder den Wertmarkenverkauf geleitet habt: Ihr alle habt dazu beigetragen, dass diese drei Tage ein voller Erfolg wurden. Namentlich erwähnen möchte der Autor an dieser Stelle Stefan Janßen, Roland Hasebrink und Andris Perkons – alle drei vom Förderverein – die mit viel persönlichem Einsatz und Engagement entscheidend zur Verpflegung der Gäste beigetragen haben
Ebenso muss man Daniel Klingohr erwähnen, der das Turnie nach Viersen geholt hat und sich neben seinem Beruf so viel Zeit freigeschaufelt hat, um das Turnier in dieser Form zu ermöglichen.